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Gedenkstätte Bonn

Die Brücke

Am 21. August 1947 öffnete in Bonn eine neue Institution ihre Pforten: Das British Information Center „Die Brücke“ in der Remigiusstraße 7. Träger des Zentrums war der britische Staat. Zwischen 1946 und 1947 wurden über 60 dieser Zentren in verschiedenen Städten der britischen Zone geschaffen.

In einer Mischung aus Leihbibliothek, Zeitungssaal, Veranstaltungsort und Volkshochschule sollten in ihnen offiziell deutsche Bürgerinnen und Bürger nach Kriegsende wieder Zugang zu europäischer und westlicher Politik und Kultur finden. Inoffiziell dienten die Zentren der britischen Regierung auch zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung zugunsten britischer Interessen.

Die Bonner „Brücke“ war eines der erfolgreichsten Zentren. Bis zu 20.000 Besuchende pro Monat frequentierten laut Berichten zeitweise ihre Räumlichkeiten. In der Hauptsache waren es Studierende und akademisch Gebildete, die zum Publikum der „Brücke“ wurden.

Ein Blick in das Programm offenbart durchaus Bemerkenswertes. So war die Spannweite der eingeladenen Dozentinnen und Dozenten groß. Nicht nur bildeten sie inhaltlich ein breites Spektrum aus Kunst, Politik und Wirtschaft ab. Auch das Renommee unterschied sich erheblich. So stehen dem Auftritt eines Literaturnobelpreisträgers Vorträge interessierter Laien gegenüber. Auch die politischen Einstellungen der Referentinnen und Referenten gingen zum Teil weit auseinander. Zwar kamen relativ viele Dozierende zu Wort, die selbst durch die Nationalsozialisten verfolgt oder benachteiligt worden waren. Einige von ihnen hatten gar Konzentrationslager oder Gestapo-Haft überlebt. Andererseits finden sich im Programm jedoch auch immer wieder Personen, die eng und zum Teil nicht unerheblich in das NS-System verstrickt waren und sich vor 1945 als überzeugte Nationalsozialisten präsentiert hatten.

Über die NS-Zeit wurde in der „Brücke“, zumindest im offiziellen Programm, kaum gesprochen. Umso bemerkenswerter ist die Ausstrahlung einer Dokumentation über die Nürnberger Prozesse, die aufgrund der hohen Nachfrage sogar mehrfach wiederholt wurde. Entwicklungen im politischen Klima Großbritanniens, etwa eine steigende Sorge vor dem Kommunismus, fanden zum Teil ihren Niederschlag im Programm.

Für die Briten waren die Center von Beginn an mit hohen Kosten verbunden. Insbesondere der Bezug diverser Tageszeitungen belastete das Budget. Als der Staat in den 1950ern zunehmend nicht mehr bereit war, die nötigen Mittel dafür aufzubringen, endete nach und nach die Geschichte der „Brücken“ in westdeutschen Städten.

Gedenkstätte und NS-Dokumentationszentrum Bonn konnten aus Archivbeständen und mittels eigener Recherchen größere Teile des Programms der Bonner „Brücke“ rekonstruieren. Die Veröffentlichung dieser Ergebnisse soll einen Anstoß zur weiteren wissenschaftlichen Beschäftigung mit der Institution bieten und auf ein bislang wenig beachtetes Kapitel Bonner Nachkriegsgeschichte hinweisen.

(Federführend beteiligt waren von Seiten der Gedenkstätte Jonas Blum und Flora Hohoff im Rahmen ihres Praktikums.)

Bertha Schwarz

Aus ihrem Nachlass stammen wichtige Teile der vorliegenden Recherchen.

Veranstaltungen im British Information Center "Die Brücke"

Hinweis (Disclaimer)

Aus dokumentarischen Gründen haben Gedenkstätte und NS-Dokumentationszentrum Originaltitel von Veranstaltungen des British Information Center Bonn übernommen. Diese können fehlerhaft sein oder tendenziöse, rassistische und überholte Formulierungen beinhalten. Gedenkstätte und NS-Dokumentationszentrum distanzieren sich von derlei Inhalten.

Sie haben die Möglichkeit, zusätzlich zur Volltextsuche nach Jahr (1947 - 1952), dem Veranstalter, thematischem Schwerpunkt (Konzert, Film, Ausstellung, Vortrag, Veranstaltung) und biographischen Informationen (Name) zu suchen.