Bertha Schwarz wurde 1907 geboren. Ihr Vater war jüdisch, die Mutter christlich, sie selbst Protestantin. 1927 machte sie in Frankfurt Abitur. Bereits um die Zeit der Einschulung starb ihr Vater, Anfang der 1920er auch die Mutter. So war Bertha Schwarz als Jugendliche auf sich gestellt. Durch Stipendien und Arbeit finanzierte sie ein Studium der Germanistik und Neuphilologie in Frankfurt (1927-1932) und erwarb einen Doktortitel. Als ihr Professor nach Bonn wechselt, nahm er sie als Assistentin mit. In der Weberstraße in der Südstadt bewohnte sie eine kleine Dachkammer. Ab 1933 wurde die Situation für Schwarz als „Mischling ersten Grades“ immer schwieriger. Bald wurde ihr das Veröffentlichen wissenschaftlicher Artikel verboten und sie musste sich durch Maschinenschreiben und Privatunterricht, als Putzfrau, Verkäuferin oder Haushaltshilfe finanzieren. Ihre ältere Schwester nahm sich 1933 das Leben.
Besonders erschraken sie die Novemberpogrome. Ein Schüler erinnerte sich, dass sie mitgenommen war, sich aber weigerte, die Stunde abzubrechen. Einmal bekam sie anonym den Tipp, abends nicht heim zu gehen. Am nächsten Tag erfuhr sie, dass die Gestapo geklingelt hatte. Später waren selbst Restaurants für Schwarz verboten. Nur einmal nahm ein Schüler auf Kriegsurlaub in Bonn sie in seiner Uniform heimlich mit. Zwischen 1942 und 1944 war sie noch einmal Sekretärin eines Professors – das Bonner Arbeitsamt stellte fest, dass niemand sonst vermittelt werden konnte. Ab September 1944 musste sie Zwangsarbeit in einem Rüstungsbetrieb leisten. Auch beim Ordnen von Bibliotheken wurde sie eingesetzt. Als am 18.10.1944 Bonn bombardiert wurde, verlor sie ihre Wohnung und den gesamten Besitz. Sie selbst wurde mit dem Betrieb im Januar 1945 "evakuiert" und kam nach Landsberg an der Warthe im heutigen Polen.
Nach der Befreiung durch die Rote Armee erreichte Bertha Schwarz Berlin. Dort wurde sie in der sowjetischen Zone Schulleiterin in Berlin-Pankow. Weil sie nicht der kommunistischen Partei beitrat, konnte sie nicht bleiben und kehrte 1946 nach Bonn zurück. Sie fand in der „Brücke“ eine neue Lebensaufgabe und war dort später Teil der Leitung. Beim Versuch, aus ihrer früheren, zerbombten Wohnung Bücher zu retten, gab der Boden nach und Bertha Schwarz fiel eine Etage. Beim Sturz brach sie sich das Rückgrat, doch weil sie einen Artikel gelesen hatte, konnte sie den Ersthelfern behilflich sein. Trotzdem lag sie Jahre unter „Höllenqualen“ im Krankenhaus und musste das Laufen neu erlernen. Sie blieb gehbehindert, bekam spezielle Stiefel und wurde durch ein Augenleiden eingeschränkt. Dennoch unterrichtete sie am Beethovengymnasium Diplomatenkinder und gab Nachhilfe. 1996 starb Dr. Bertha Schwarz in einem Bonner Pflegeheim.